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Georgs Tanzania Logbuch
17 Tage in Afrika

von Katrin Schubert

Über vier Monate löchert Georg mich jetzt schon und letztendlich hat er es doch geschafft und ich sitz nun hier im Ikea-Sessel, um die Eindrücke meines immerhin 17tägigen Aufenthalts in Afrika niederzuschreiben. Ehrlich gesagt kann ich mich an das meiste gar nicht mehr so recht erinnern. Zumindestens nicht vordergründig. Deshalb werde ich jetzt einfach mal meine Fotos durchgehen und auf einen kreativen Moment warten.
Meine ersten Aufnahmen zeigen mich und Georg im Dorfmuseum von Dar-es-Salam. Das erste, was mir dazu einfällt, sind zwei große Hundeaugen, die mich zunächst verdutzt mustern. Nachdem ich dem Blick standhalte, starren sie mich plötzlich gierig und aggressiv mit ich–muss-mein-Revier-verteidigender Miene an. Da ich aber gelernt habe, vor angaloppierenden Tieren nicht wegzurennen, werde ich kein Opfer von afrikanischen Museumshunden, sondern überlebe. Die Biester gehören wahrscheinlich zum Inventar, genau wie die Taschenlampe, die uns vor dem Rundgang zum Schutz vor Schlangen in die Hand gedrückt wird ( Batterien nach afrikanischer Art aber eher leer). Nun ja, also abgesehen von den komischen Vierbeinern sehe ich hier das erste mal riesengroße, bunte Heuschrecken und einen Georg, der mir mit nach vorn gekrümmter Körperhaltung und durch Drücken stark verzerrtem Gesicht unmißverständlich zu verstehen gibt, daß es sich bei dem von Strohwänden umgebenen Stückchen Erde um ein typisch afrikanisches Klo handelt.
Aber eigentlich beginnt meine Reise schon viel eher. Nämlich in Dubai, wo ich mitten in der Weihnachtsnacht lande. Allein schon der Flug kam mir spanisch (...ähm orientalisch) vor. Da kaum deutsche Touristen zu Weihnachten gen Osten reisen, sitze ich umringt von verschleierten Frauen im Flugzeug und frage mich, was ich mache, wenn ich den Anschlußflug verpasse oder von Organhändlern gekidnappt werde. Nachdem aber Abdullah neben mir Platz nimmt und von seinem Kronprinzen schwärmt, wird mir etwas wärmer ums beklommene Herz und ich freue mich auf Georg. Nach endlosen Monologen über arabisches Gold halte ich es dann aber doch nicht länger aus und verscheuche meinen Reisenachbarn mit den gar-nicht-so-bös-gemeinten Worten I am not so interested in gold. Da mir außerdem ungefähr 20 verschiedene Fernsehprogramme zur Verfügung stehen (die mir in nem Bildschirm gezeigt werden, der in der Rückenlehne meines Vorsitzers eingebaut ist und durch Anfassen meine Wünsche erfüllt- ach ich bin immer noch ganz fasziniert) vergeht der Rest des Fluges wie im Fluge (was für ein Wortspiel!). Bald schon liege ich im Terminal auf der Bridsche neben einer schnarchenden indischen Familieund warte auf den Flug nach Dar es Salam. Mit meinem fetten Wollkragenpullover komme ich mir neben den Indern ziemlich eingepackt vor. Anscheinend verreist man hier nämlich nur in Badelatschen und weißem Laken, das kunstvoll um die Hüften geschwungen wird.
Als ich dann aber endlich in Tansania ankomme, sind die meisten doch eher europäisch angezogen. Nach zig Stempeln und bangem Warten auf mein Gepäck (man weiß ja nie in Afrika...und außerdem kratzt der Wollkragen langsam bei 80% Luftfeuchtigkeit), kann ich endlich Georg in die Arme fallen. Er hat mich mit dem Landcruiser seines Arbeitskollegen abgeholt. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich nenne das Auto die Schildkröte. Es ist nämlich grün und langsam, aber schafft es durch jedes Schlammloch.
Oops, ich schreib schon wieder zuviel und keiner wird es lesen...und das obwohl ich erst gar keine Lust hatte. OK, nur noch eine kurze Zusammenfassung:
Wir übernachten in Tembochipboards Haus in Dar es Salam. Mitten im Botschafterviertel gelegen, sieht es ziemlich edel aus und hat sogar einen eigenen Hausmeister und –wächter, der wahrscheinlich nie im Leben daran gedacht hätte, irgendwann mal Dresdner Christstollen essen zu müssen.
Nach ein paar Tagen afrikanischer Großstadt, dem ersten und einzigen Tag auf dem Mwenge-markt (Hilfe!!!! Bitte nie wieder handeln und feilschen müssen) brechen wir auf nach Bagamoyo, der alten Hafenstadt nördlich von Dar. Nach mehreren fehlgeleiteten Anläufen schaffen wir es, uns im Stockdunkeln zum Zeltplatz durchzukämpfen. Da ich aufgrund der Hitze und Feuchtigkeit unter Schlafstörungen leide, die durch Panikattacken vor Skorpionen oder Schlangen nur noch unterstützt werden, spazieren wir schon gegen halb sechs, pünktlich zum Sonnenaufgang mit drei treuen Zeltplatzhunden am Strand entlang. Hier ist auch schon ziemlich reges Treiben. Der Wind weht, die Fischer freuen sich darüber und stechen in See. Ein Boot hat allerdings Pech. Weil es zu weit im Inneren des Landes parkt, sitzt es auf dem Trockenen. Aber kein Problem in Afrika: Warten wir halt einfach ab.
Im Stadtzentrum wird ein Lkw entladen und Träger schleppen Säcke auf das vor Anker liegende Schiff. Im Stadtzentrum imponieren uns die alten, noch aus der Kolonialzeit stammenden Häuser. Alles wirkt ein bißchen wie im Märchen. Überhaupt ist der gesamte Urlaub wie eine Reise in eine andere Welt. Zeit spielt eine untergeordnete Rolle; Strom und Wasser aus der Leitung sind sowieso nur etwas für Privilegierte, und die afrikanische Landschaft zeigt sich mir genau so, wie ich sie mir schon seit meiner Kindheit vorstelle. Rote Erde, flimmernde Steppen und eine drückende Hitze. Gelbe Strohhütten, Frauen, die in bunten Gewändern Wasserbehälter auf den Köpfen tragen, Bananen und Ananasstauden mitten im Urwald. Obwohl Tansania genau meinem Bild von Afrika entspricht, bin ich trotzdem überrascht, daß es hier wirklich so aussieht. Vollkommen neu ist mir, wie die Sonne den Lebensrhythmus der Menschen bestimmt. Geht die Sonne auf, beginnt das bunte Treiben. Verschwindet sie hinter dem Horizont, kehrt eine leblose Stille ein. In Deutschland kaum denkbar.
Eigentlich ist jede einzelne Minute unvergeßlich. Trotzdem gibt es gewisse Momente, an die ich mich besonders gut erinnern kann. Da wäre der Motorradausflug mit leerem Tank in die Steppe kurz vor Sonnenuntergang, die unendliche Angst vor Schlangen, die unerträgliche Hitze sowie die unglaublich nervenden Moskitos. Etwas kühler und somit angenehmer sind die Tage in Arusha. Die Sylvesternacht beginnt zwar etwas träge auf einem ausgestorbenem Zeltplatz, aber nach ein paar Stunden Tanzen in der nächstgelegenen coolen Arusha-Disse, können wir wenigstens ohne Gewissensbisse im klammen Schlafsack verschwinden. Die drei Tage Safari danach sind dafür um so aufregender. Das ganze Unterfangen zunächst zu organisieren, kostet zwar eine Menge Nerven und Geld, aber im Endeffekt entschädigen die wilden Tiere für alles. (Auch wenn wir trotz aller Vorsicht natürlich wieder über den Tisch gezogen werden.) Die Affen, Giraffen, Nilpferde, Elefanten, Löwen , Gnus und Zebras scheinen alle gut drauf zu sein und posieren bereitwillig vor unserem Kleinbus (laut Vertrag eigentlich ein Jeep). Am eindrucksvollsten sind aber die hungrigen Vierbeiner, wie die im Morgengrauen ein Gnu verzehrende Löwenfamilie oder der Gepard, der vor unseren Augen im Sprint eine Gazelle verfolgt.
Für Mkumbara bleibt dann leider gar nicht mehr viel Zeit. Sie reicht gerade noch, um wenigstens einmal mit der berüchtigten Seilbahn in die Usambaraberge zu fahren. Auf der Fahrt zurück, bei der es mit dem Motorrad quer durch den Urwald geht, lerne ich dann ein ganz anderes Afrika kennen. Es ist grüner und europäischer als unten in der Steppe. Wir treffen sogar weiße Wandertouristen und kommen an einer Farm vorbei, die Käse, Schwarzbrot und Marmelade selbst herstellt.
Die letzten Tage meines Urlaubs verbringen wir dann am Strand in Daressalam in einer süßen, kleinen Basthütte mit Blick aufs Meer. Abgesehen von den Feuerquallen, einer der romantischsten Orte auf Erden. Keine Ahnung, wie Georg den wohl gefunden hat.
Trockenzeit Regenzeit 17 Tage Afrika Kilimanjaro Zanzibar
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